„Engel sprechen Russisch“, rezensiert für die Moskauer Deutsche Zeitung

Seit den 1920er Jahren ist der Berliner Bezirk Charlottenburg auch als Charlottengrad bekannt – ein Ort der russischen Diaspora. Hier lebt der russische Autor Mitja Vachedin. Kürzlich erschien sein erster Roman auf Deutsch, dem es an Absurdität und Nachdenklichkeit nicht fehlt.

Rezensiert für die Moskauer Deutsche Zeitung

Mitja Vachedin: „Engel sprechen Russisch“, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017, 224 Seiten, 18 Euro

Mitja ist dreißig Jahre alt und hat schon drei Leben hinter sich: zehn Jahre sowjetische Kindheit, zehn Jugendjahre im postsowjetischen Russland und zehn Jahre im beschaulichen Westdeutschland. „Genau wie die Zahnpasta aus der Fernsehwerbung bestehe ich aus drei Schichten“, sagt der Ich-Erzähler aus dem soeben erschienen Roman „Engel sprechen Russisch“. Mit dem Autor des Buches, Mitja Vachedin, teilt er sich den Vornamen – und, davon ist auszugehen, auch seine persönliche Geschichte. Wie sein Romanheld ist Vachedin im damaligen Leningrad geboren und lebt heute in Deutschland.

Zuvor hatte er für seine russischsprachigen Texte bereits russische Literaturpreise erhalten. „Engel sprechen Russisch“ ist nun sein erster Roman auf Deutsch.

In episodenhaften Einblicken schildert Mitja rückblickend seine Geschichte. Sie beginnt mit den langen Sommern am See in den Achtziger Jahren in Leningrad und Umgebung, mit dem Alkoholikervater und auf der Datscha der Großeltern. Im Russland nach der Zeitenwende erlebt der junge Mann am Rande die Verteilungskämpfe der kriminellen Clans im St. Petersburg der 90er Jahre, schnüffelt Klebstoff, die Trenddroge der russischen Jugend jener Zeit, und geht zur Schule ohne großes Interesse am schulischen Erfolg, eher an dem einen oder anderen Mädchen. Weiterlesen auf meinem Blog!